Werkstattaustattung

Um gute Arbeitsergebnisse zu erhalten, benötigt man natürlich einen gewissen Grundstock an Werkzeug.

Da diese Werkzeuge und Meßgeräte natürlich nicht immer besonders billig sind, wollen wir hier ein paar Tips geben, welche Geräte man insbesondere für die Arbeit mit Elektronik benötigt.

Die Werkzeuge für die Aufarbeitung der Mechanik und des Gehäuses wollen wir hier nicht im Einzelnen auflisten, da das völlig den Rahmen sprengt und man eigentlich für jede Restauration ein spezielles Teil benötigt.

Bei den Elektronikmeßgeräten hingegen kann man durchaus eine kleine Liste für die nötigen Geräte erstellen.

der Elektronik-Platz Bohrständer und Bandsäge

Links: Elektronik-Platz, Rechts: Arbeitsplatz zum Zerlegen und "grobe" mech. Arbeiten

Voltmeter/Multimeter

Wenn man es mit einem Radio zu tun bekommt, was keinen Mucks mehr von sich gibt, ist man mit einem gutem Digitalvoltmeter schon sehr gut beraten, da man die DC-Arbeitspunkte der Röhren, die im Schaltplan angegeben sind, überprüfen kann. Dabei sollte das verwendete Teil nicht zu billig sein und als kleine Zusatzfunktion noch einen Kapazitätsmeßbereich haben. Dieser ist gerade bei den Messungen an den Kondensatoren äußerst hilfreich.

Sollte man einen HF-Abgleich machen wollen, benötigt man ein AC-Voltmeter mit einer hohen Grenzfrequenz, also möglichst ein HF-Voltmeter. Diese Geräte sind im Neuzustand natürlich ziemlich teuer, können aber im Handel gebraucht recht günstig eingekauft werden. Mit einem solchen Meßgerät und etwas Erfahrung ist es möglich, fast alle Parameter eines defekten Radios überprüfen zu können. Gute Geräte sind z.B. von Fluke oder Hewlett-Packard erhältlich.

HF-Oszillatoren, Meßsender, Funktionsgeneratoren

Wenn man nun Filter- und Oszillatorkreise abgleichen will, braucht man neben einem HF-Voltmeter auch eine Spannungsquelle, die die nötige Wechselspannung liefert. Hier benötigt man einen einstellbaren Oszillator bzw. Funktionsgenerator. Dieser sollte amplituden- und frequenzmodulierbar sein, für UKW-Messungen möglichst bis über 100MHz sicher schwingen und einen guten Abschwächer haben. Dazu bedient man sich im besten Fall eines Meßsenders. Daß diese wiederum auch gebraucht noch recht teuer sind, sollte man wissen. Ein für Radioinstandsetzungen völlig ausreichender und ordentlicher Meßsender ist zum Beispiel der HP608D, der bei Gebrauchthändlern für ca 120Euro erhältlich ist. Will man lediglich die ZF-Stufen überprüfen, reicht ein amplitudenmodulierbarer Funktionsgenerator bis 11MHz völlig aus. Diese Geräte, man bekommt sie recht günstig im einschlägigen Handel, zeichnen sich durch ihre Vielseitigkeit aus.

Unser Meßsender ist ein Röhrengerät der Firma Neuwirth. Leider sind die Frequenzbereiche nicht direkt für das UKW-Band geeignet, so daß hier ein weiterer Bereich "angestrickt" werden mußte. Allerdings bietet dieser Meßsender alle nötigen Modulationsmöglichkeiten, die man für den Service benötigt.

Oszilloskop

der Meßgerätepark aus der NäheEin Oszilloskop sollte man in jedem Fall in seiner Elektronikwerkstatt haben, da man hiermit wesentlich schneller und effizienter die Signalwege überprüfen und sichtbar machen kann.

In den 50'iger und 60'iger Jahren war ein solches Gerät selbst für Radiowerkstätten und Kleinbetriebe unerschwinglich, aber heute bekommt man sehr gute Geräte von Hameg, Tektronix oder HP gebraucht ab ca. 1000 €. Ein einfaches Gerät für weniger Geld reicht natürlich auch aus, allerdings wird es schnell an seine Grenzen kommen, sobald man etwas schwierigere Meßaufgaben zu lösen hat. Kauft man sich ein neues, sollte es aber eine mindeste Grenzfrequenz von 60 MHz, eher sogar 100MHz haben, um die hier auftretenden Frequenzen auch sauber darstellen zu können. Ob es nun ein Analog- oder Digital-Oszilloskop sein soll, hängt von dem Budget und der weiteren Verwendung ab. Digitale Oszilloskope, die ein Normalmensch noch bezahlen kann, sind in Puncto Schnelligkeit und Abbildungstreue den Analoggeräten deutlich unterlegen. Allerdings bei langsameren oder nichtperiodischen Signalen freut man sich wiederum über die Speicherfunktion eines Digitalgerätes. Einen guten und bezahlbaren Kompromiß bietet dafür die Firma Hameg an (www.hameg.de), die ein Digital+Analogoszilloskop miteinander kombiniert. Die Grenzfrequenz des Topgerätes liegt dabei bei 200MHz.

Mit etwas Geschick, dem o.g. Funktionsgenerator und dem nötigen Know-How kann man für den Abgleich auch Filterkurven in U(f)-Darstellung ausmessen, die die Abgleicharbeit wesentlich erleichtern.

Gerade ein Oszilloskop macht es auch erst wirklich möglich, einen Mischer-Oszillator zu überprüfen und den Elektronen bei ihrer 'Aufgabe zuzuschauen'. Damit ist eine Fehlerdiagnose durch Signalverfolgung natürlich sehr leicht möglich.

der MeßgeräteparkMeßgeräte-Park mit Meßsender, Röhrenprüfgerät und HP- Spectrum-Analyser
(v. re nach li.) Messender, Klirrfaktormesser, Gould Oszilloskop 20MHz, Multimeter, Wavetek 270 Funktionsgenerator bis 11MHz, Pegelsender+Pegelmesser, Doppelnetzteil, hochgenaues Fluke DMM, Sinus-Audiogenerator, div. Multimeter

Röhrenprüfgerät

Ein Röhrenprüfgerät ist eine sehr elegante Weise, Röhren zu prüfen und zu beurteilen. Allerdings sind diese Geräte nur noch gebraucht, und dann meist ungeprüft und schadhaft zu erhalten. Wir haben uns bisher um die Anschaffung eines solchen Gerätes gedrückt, da die Preise oft nicht dem Zustand entsprechen und auch eine quantitative Beurteilung der Röhren mit etwas Verstand auch so funktioniert. Für ausgeleierte und stark gebrauchte Funke-RPG's zahlen Sammler ohne weiteres über 500€, was für unsere Begriffe nicht in Relation zu den Geräten steht. Allerdings bei vielen zu begutachtenden Röhren lohnt sich der Kauf eines solchen Gerätes evtl. doch.

Nachtrag: Da wir bei Ebay günstig ein einfaches RPG (Euratele) ersteigern konnten, haben wir jetzt endlich auch eines! Der Stein des Anstoßes war ein vergeblicher Abgleich, der durch eine defekte Röhre etwas "länger dauerte"... Nach viel Zeit testete ich dann einmal die vermeintlich gute Röhre und siehe da, eine Triodenstufe war kaputt. Jetzt werden erstmal alle Röhren auf Funktion getestet.

Trenntrafo und Netzteile

Ein Trenntrafo ist wirklich unentbehrliches Teil in der Werkstatt und ohne einen Trenntrafo sollte, nein darf eigentlich keiner an Röhrenradios montieren! Da die Anoden-Gleichspannungen immer über der lebensgefährlichen "Schwellspannung" von 42Volt liegen und damit zu Tod führen können, muß man immer potentialfrei arbeiten. Daß geht nur mit einer galvanischen Trennung vom Netz mit einem geeigneten Trafo.

Edle und käufliche Geräte haben oft die Möglichkeit der stufenlosen Spannungseinstellung über einen Drehregler, der direkt die Trafowicklungen abgreift. Mit einer solchen Anordnung ist es sehr gut möglich, ein unbekanntes und unrestauriertes Radio langsam "anzufahren", also keinen harten Stromtransienten auszusetzen. Damit kann sich den unangenehmen Knall eines Kondensators ersparen.

Anstatt eines teuren käuflichen Gerätes kann man auch dieses unverzichtbare Teil auch selbst aufbauen.

Trenntrafo mit 100W Lampe als Strombegrenzer Den regelbaren Trafo kann man sich sparen, wenn man in Reihe zur Sekundärwicklung eine 100Watt Glühlampe schließt. Die Glühlampe hat dabei die Funktion einer Sicherung: Wird der Strom durch das Radio durch einen Kurzschluß zu groß, erhöht sich der Spannungsabfall an der Lampenwendel und die Spannung am Radio wird kleiner.

Damit aber im Normalfall der Spannungsabfall über der Lampe nicht zu groß ist, kommt einem der nichtlineare Widerstand der Glühwendel zugute. Dieser ist im kalten Zustand der Lampe klein genug, um noch etwa 200-210Volt am Primärkreis zu lassen. Wenn man sich einen solchen Apparillo selbst baut, sollte man auch gleich noch einen 110Volt-Kreis vorsehen, um beispielsweise US-Radios zu testen.

Oft lohnt sich aber ein solcher Selbstbau nicht, sofern man den Trenntrafo kaufen muß. Deshalb sollte man immer mal bei den Surplushändlern nach guten gebrauchten Netztrenntrafos Ausschau halten. Manche Geräte haben dann sogar die Möglichkeit eine einstellbare Gleichspannung bis z.B. 300V zu liefern, die man als externe Anodenspannung verwenden kann, sofern das eigentliche Netzteil defekt ist. Das ist aber nur ein Zusatz, den man nicht unbedingt benötigt, aber doch einiges mehr kostet.

Für besondere Arbeiten ist ein normales Labornetzteil immer von Vorteil, nur daß ich bisher noch keine Arbeiten an den Röhrenradios hatte, bei denen ich eines wirklich benötigt hätte. Will man sich aber auch Transistorradios widmen, lohnt sich die Anschaffung schon viel mehr. Dabei sollte man auf eine symmetrische Spannung achten, da man diese für Verstärker manchmal benötigt. Dabei taugen auch schon die preiswerten Geräte wie z.B. von Voltcraft/Conrad etc. recht viel. In Puncto Ripple- und Restwelligkeit sind diese Geräte sehr gut und sogar oft besser als bedeutend teurer Geräte (z.B. Gossen Konstanter o.ä.), nur in der Impulsbelastbarkeit resp. Sprungantwort sind sie oft recht träge. Das mach aber im Normalfall gar nichts aus, außer man hat es mit hochdynamischen Größen zu tun. (Aber welches Röhrenradio ist schon dynamisch mit mehreren hundert Watt...?)

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